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«Die Kostenbeteiligung von unserer Seite bringt für die Umsetzung konkreter Präventionsmassnahmen auf jeden Fall etwas»

László Koller, Leiter des Geschäftsbereichs Prävention

Fokus 2021

Zusammenspiel von Prävention, Feuerwehr und Versicherung

Die Schutz-Trias der Basellandschaftlichen Gebäudeversicherung (BGV) zeigt das Ineinandergreifen der einzelnen Fachbereiche verständlich auf. Das Praxisbeispiel aus Pratteln unterstreicht die Zusammenarbeit von Schadenverhütung, Schadenminderung und Schadenentschädigung.

Praxisbeispiel

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Die Starkregenfälle von Pratteln

Starke Regenfälle führten im Jahr 2016 am Pfingstwochenende im Raum Muttenz/Pratteln zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen und Schäden. In Pratteln kam es infolge der Starkregenfälle zu Überschwemmungen des Talbaches, des Heulenlochbaches und des Erlibaches. Die Überschwemmungen und das oberflächlich abfliessende Wasser, das von den durchnässten Böden nicht mehr aufgenommen werden konnte, führten zu Geröll- und Geschiebeverfrachtungen, die innerhalb kurzer Zeit die Rechen der Einlaufbauwerke verstopft haben. Trotz sofort einge­leiteter Massnahmen konnte ein Überlaufen nicht verhindert werden. Im Raum Mayenfelserstrasse und Zunftackerstrasse standen zahlreiche Keller und Garagen unter Wasser. An der Wartenbergstrasse wurde eine Trafostation der EBL überflutet, die sich in einer Einstellhalle befand. Dadurch fiel der Strom für rund fünf Stunden aus. Durch das rasche und gezielte Eingreifen der Feuerwehr in Zusammenarbeit mit den Fachleuten der EBL konnte ein längerer Ausfall verhindert werden. Keller wurden ausgepumpt, Schächte gereinigt sowie Rechen der Bäche von Schutt befreit. Strassen wurden gesäubert, damit sie möglichst rasch wieder normal befahrbar waren. Insgesamt gingen aus Pratteln über 80 Alarmmeldungen ein.

BNPG als wichtigstes Instrument für den Geschäftsbereich Prävention

Im Jahr 2016 erreichte die Schadensumme für die BGV mit 42,1 Millionen Franken einen der höchsten Werte der letzten zehn Jahre. Zusammen mit einem Sturmereignis im Februar verursachten die Starkregenereignisse im Mai und Juni Elementarschäden im Umfang von über 20 Millionen Franken. Die langfristige Verhinderung solcher Elementarschäden war der Hauptgrund, warum das Brand- und Naturgefahrenpräventionsgesetz (BNPG) in den Jahren 2013 bis 2017 erarbeitet und beschlossen wurde.

Seit 2018 bildet das BNPG eine wichtige Grundlage, um Anzahl und Umfang der Elementarschäden zu begrenzen. Die BGV prüft seither Baugesuche in Bezug auf den Brandschutz sowie den Schutz vor gravitativen Naturgefahren und formuliert zuhanden der kantonalen Baube­willigungsbehörde ihre Stellungnahme, die auch Auflagen enthalten kann.

Die Bereiche Brandschutz-Inspektorat und Elementarschadenprävention bilden zusammen mit der Fachstelle für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz den Geschäftsbereich Prävention der BGV. «Die Idee der Stärkung der Elementarschadenprävention ist bereits nach den Unwettern 2005 entstanden, also lange vor dem Hochwasserereignis in Pratteln», präzisiert László Koller als Leiter des Geschäftsbereichs Prävention bei der BGV. Damals entschied man, mit der Einführung einer neuen Gesetzgebung über die nächsten 30 Jahre eine nachhaltige Wirkung bei der Schadenreduzierung zu erzielen. Prävention ist eine langfristige Angelegenheit, deren Wirkung man oftmals erst sieht, wenn das nächste Unglück passiert. 

«Wir können dort Einfluss nehmen, wo für Bauvorhaben eine Baubewilligung erforderlich ist», erklärt László Koller weiter. Wie das Porträt der Familie Jenzer aus Pratteln zeigt, müssen sich Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer vor gravitativen Naturgefahren schützen, wenn sie in einem Gefährdungsbereich bauen. «Mit diesem manuell zu bedienenden Tor kann sich die Familie Jenzer wirkungsvoll gegen Überschwemmungsereignisse schützen», ist László Koller überzeugt. Natürlich wären automatisierte oder gar permanente Massnahmen noch besser. Aber selbst die teuersten Massnahmen wirken wenig, wenn sie nicht fachmännisch umgesetzt und regelmässigen funktionalen Kontrollen unterzogen werden. László Koller empfiehlt der Familie Jenzer, das Hochwassertor regelmässig geschlossen zu halten, um bei einem plötzlichen Unwetter oder nach einer Ferienrückkehr nicht unliebsam überrascht zu werden. So ist ein effektiver Überschwemmungsschutz gewährleistet und das Hab und Gut sicher.

Die Ausführungen des Präventionsspezialisten leuchten ein. Fürs Thema «Prävention» gilt es, über die Jahre zu sensibilisieren, denn nur mit dem Wissen über mögliche Elementargefahren und Präventionsmassnahmen können Schäden verhindert werden. Hier setzt die BGV an. Im
kantonalen Baubewilligungsverfahren erhält die Prävention die Baugesuchsunterlagen zur fachlichen Prüfung und geht bei Bedarf auf die Bauherrschaft zu. «Von Bauten ohne Bewilligungspflicht bekommen wir schlichtweg nichts mit und können daher auch nicht aktiv auf die Bauherrschaft zugehen», erklärt László Koller. Wenn jedoch jemand freiwillig Massnahmen umsetzen möchte, kann er von sich aus auf die BGV zukommen. Solche Anfragen werden gerne entgegengenommen. Es gilt aber zu erwähnen, dass die BGV lediglich berät. Dazu Koller: «Es handelt sich um eine Erstberatung zu einem Schutz­konzept. Die Übersetzung in konkrete bauliche Massnahmen ist dann die Aufgabe der Architekten und Bauingenieure.» 

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Rückblickend würden wir uns stärker informieren und die BGV eigenständig anfragen.

Familie Jenzer
Zum Porträt Familie Jenzer

Integraler Wissensaustausch hilft in allen Bereichen

Vor allem die Förderung der freiwilligen Schutzmassnahmen im Bereich der Elementarschadenprävention ist vielversprechend: «Die Kostenbeteiligung von unserer Seite bringt für die Umsetzung konkreter Präventionsmassnahmen auf jeden Fall etwas», erklärt László Koller. Früher musste die BGV Anfragen für eine Kostenbeteiligung aufgrund fehlender gesetzlicher Grundlagen ablehnen. Dies führte dazu, dass präventive Schutzmassnahmen teilweise gar nicht aus­geführt wurden. Dank des BNPG existiert eine gesetzliche Grundlage für eine Kostenbeteiligung. Ausserdem hat das BNPG bewirkt, dass die BGV im Kanton auch im Bereich der Naturgefahrenprävention als relevante Fachstelle anerkannt ist. Neben den anderen Fachstellen des Kantons, die sich ebenfalls um die Auswirkungen von Naturgefahrenprozessen kümmern, nimmt die BGV dabei einen integralen Blick ein. Dazu Koller: «Wir sind in verschiedenen Bereichen unterwegs und betroffen. Genau dieser Überblick hilft uns, im Sinne der Schutz-Trias ganzheitlich zu argumentieren und zu agieren.»

Auch innerhalb der BGV findet ein integraler Wissensaustausch statt. «In den letzten Jahren gehen wir vermehrt aufeinander zu», verrät László Koller. Denn die BGV ist weit mehr als nur eine Versicherung. Die Schutz-Trias, mit den Bereichen Prävention, Feuerwehr und Versicherung, bildet ein optimales, umfassendes Schutzsystem. Die Bereiche beeinflussen sich gegenseitig. Mit diesem Zusammenspiel innerhalb der BGV werden Schäden an Gebäuden bestmöglich verhütet, die Schadenkosten tief gehalten und die Menschen geschützt. Ziel der BGV ist es, die Versicherungsprämien konstant günstig zu halten, obwohl die Intensität und die Zahl der Elementarereignisse aufgrund des Klimawandels stetig zunehmen. Die nicht gewinnorientierte Unternehmensphilosophie sowie die tiefen Verwaltungs- und Vertriebskosten beeinflussen dies zusätzlich positiv.

Beispiele für gelebte Schutz-Trias

«Wir haben die Möglichkeit, Daten und Informationen auszutauschen, auszuwerten, zu analysieren und die Resultate gemeinsam zu besprechen», erklärt Silvan Koch, Leiter des Geschäftsbereichs Dienstleistungen. Die kurzen Wege sorgen dafür, dass der interne Wissenstransfer bestens funktioniere: «Man kennt sich und tauscht sich auch in den Pausen aus.» Die Schutz-Trias ist genau aus dieser Symbiose entstanden: «Es wird eine 360-Grad-Sicht auf ein Gebäude angestrebt, die uns alle in unseren unterschiedlichen Tätigkeiten besser unterstützt», erklärt Silvan Koch weiter.

Werner Stampfli, Leiter des Geschäftsbereichs Feuerwehr, ergänzt wie folgt: «Wir leben die Schutz-Trias und sorgen dafür, dass Schadenfälle, die der Versicherung gemeldet werden, im Nachgang analysiert werden, um für die Intervention Erkenntnisse mitzunehmen. Genau dieser Austausch ist so wertvoll an unserem Zusammenspiel.» Tritt ein Schadenfall ein, ist die Feuerwehr rasch vor Ort und sorgt dafür, dass Schäden minimiert werden. Die gut ausgebildeten Feuerwehrleute sind mit­verantwortlich, dass die Schadensummen nicht noch höher ausfallen. Die ineinandergreifenden Prozesse gehören zum Erfolgsmodell der BGV. Die Versicherung übernimmt, vielfach direkt nach dem Feuerwehreinsatz, mit ihren Schätzerinnen und Schätzern die Beratung der Eigentümerschaft und erstellt mit der Schadenschätzung die Basis, damit die Schadenentschädigung von den Mitarbeitenden des Schadenmanagements erfolgen kann. Der Kreis schliesst sich.

Peter Bächtold, Leiter des Geschäftsbereichs Versicherung, ist überzeugt, dass all diese Faktoren dazu beitragen, dass die Kosten nicht steigen: «Wir gehen aktuell nicht davon aus, dass die Prämien aufgrund der Schadenzahlen erhöht werden müssen.» Eine gute Nachricht, denn im Verhältnis zum Wert des versicherten Objekts sind die Prämiensätze sehr tief. Nur dank dem Zusammenspiel von Prävention, Feuerwehr und Versicherung gelingt es, vorausschauend kostensenkend unterwegs zu bleiben. «Das verdichtete Bauen führt zu grösseren Werteballungen auf kleinerem Raum. Bei einem Schadenereignis in diesem Raum führt dies ohne Schutzmassnahmen zwangsweise zu höheren Schäden», erklärt Peter Bächtold. Umso wichtiger sei die Sensibilisierung für die langfristigen Einflussfaktoren der Elementarschadenprävention. Er ist überzeugt, dass diese nachhaltige Ausrichtung der Prävention sich positiv auf die Schadensummen auswirkt. 

Praxisbeispiel

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In Pratteln hat man gelernt

In Pratteln lernte man aus dem Schadenereignis von 2016. Direkt nach dem Überschwemmungsereignis wurden Sofortmassnahmen eingeleitet. Dank den von der BGV beschafften kantonalen Mitteln für den Ergänzungseinsatz steht allen Feuerwehren der Gemeinden und der Betriebe kostenlos Material zur Verfügung. Nicht jede Feuerwehr muss selbst Einsatzmittel für alle Ereignisse besitzen. Ergänzungsmaterial ist im Kanton Basel-Landschaft in ausreichender Menge verfügbar.

So sieht das Heulenlochbächli heute aus

Die BGV